Johann Friedrich Gottlieb Nagel
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Evangelischer Pastor, geb. am 24.4.1790 in Halberstadt als Sohn des Handschuhmachers George Nagel. Er besucht das Domgymnasium in Halberstadt und studiert dann Theologie und Philosophie in Helmstedt. Während seines Studiums ist er 1810 als Dolmetscher bei der Übergabe ehemals preußischer Domänen an französische Generäle (u.a. in Röderhof an den General Boyer de Rebeval) dabei, was er später ausführlich in seinem Spätwerk "Kriegsbilder aus der Heimath..." beschreibt. 1815 promoviert er zum Dr. phil. und dient kurzzeitig im preußischen Heer. In den Jahren 1811 bis 1819 ist er Rektor der Schule in Hornburg. Hier wurde am 29.6.1818 sein Sohn Raimund Karl Gerhard geboren (1818-1882, später Konrektor und Prorektor in Brandenburg). 1819 bis 1831 ist Nagel Pfarrer in Hadmersleben und 1831 bis 1855 Pfarrer in Gatersleben, wo er am 18.6.1855 stirbt.

Johann Friedrich Gottlieb Nagel war neben seiner Tätigkeit als evangelischer Pfarrer auch auf verschiedensten Gebieten als Schriftsteller tätig. Als Hobby-Entomologe (Insektenforscher) veröffentlicht er bereits 1809 "Versuch einer lepidopterologischen Enzyklopädie für angehende deutsche Schmetterlingssammler" (Helmstedt, Fleckeisen), dieses Buch erschien 1818 unter dem Titel "Hülfsbuch für junge Schmetterlingssammler, enthaltend das Wissenswürdige aus der Naturgeschichte aller deutschen Schmetterlinge, Raupen und Puppen" (Helmstedt, Fleckeisen). Noch 1855 wird er als ordentliches Mitglied der Königsberger entomologischen Gesellschaft geführt.

1811 erscheinen in Halberstadt "Poesien", dasselbe 1816 bei Basse in Quedlinburg unter dem Titel "Gedichte". Bei Basse erscheint ebenso 1815 "Theoretisch-praktisches Lehrbuch der Weisheit und Tugend". 1817 erscheinen bei Basse "Novellen". In Halberstadt erscheint 1819 "Mein Ideal, Poetische Epistel an Friedrich". Unter dem Namen Reichlieb Gottfried Galen schrieb er "Vier Wochen auf Reisen, ein Vademecum malerischer Umrisse, Novellen humoristischer Skizzen und Anekdoten" (Halberstadt 1820).

In der Zeit nach den Befreiungskriegen beteiligt er sich umfangreich an der von Gottfried Basse in Quedlinburg 1813-1815 verlegten Zeitschrift "Neue Fakkeln", u.a. mit dem Beitrag "Über das französische Domainenwesen in fremden Staaten, vorzüglich im ehemaligen Königreiche Westphalen". Ebenso beteiligt er sich am 1815 erschienen Buch "Preußischer Patriotischer Spiegel". Auch in späteren Jahren schöpft er aus seinen Erinnerungen an diese Zeit. Es erscheint "Volkstümliche Geschichte der großen Kriegsereignisse zur Befreiung des Vaterlandes von der Herrschaft der Franzosen in den denkwürdigen Jahren 1813-1815" (Erfurt 1840). Sehr große Bedeutung für die Regionalgeschichte hat sein Werk "Kriegsbilder aus der Heimath, hauptsächlich aus Halberstadt, Magdeburg und der Umgegend. Zur Erinnerung an die denkwürdigen Jahre von 1806 bis 1815. (Halberstadt, Lindequist & Schönrock 1848; Reprint 2007).

Die in der Spätromantik erscheinenden Sagensammlungen bereichert er mit den Werken "Wundergeschichten und Legenden der Teutschen" (Quedlinburg, Basse 1816) und "Wundervolle Sagen und abentheuerliche Geschichten aus alter Zeit" (Helmstedt 1819), das auch eine Fassung der Sage vom Räuber Daneil enthält. (Hier die komplette digitale Fassung)

Als 1817 zum 300jährigen Reformationsjubiläum der katholische Pfarrer Carl van Eß von der Huysburg eine "Kurze Geschichte der Religion" veröffentlicht, die auf scharfen Widerspruch seitens der Protestanten trifft, beteiligt sich Nagel an der Diskussion mit der Schrift "Einige Worte über die Vorbereitung der Reformation, Luthers und Melanchtons Anteil an derselben und Bemerkungen zur richtigen Würdigung und Bedeutung des 'Entwurfs einer Geschichte der Religion' von Karl van Eß" (Helmstedt, Fleckeisen 1818). Als streitbarer Prediger erweist er sich in den Büchern "Dreizehn Predigtumrisse über das heilige Vaterunser" (Quedlinburg, Ernst 1837).  "Vorsehung und Unsterblichkeit in drei Abhandlungen für denkende Christen, welche über die Grundlehren ihres Glaubens mit sich selbst ins Reine zu kommen wünschen" (Quedlinburg, Ernst 1837). "Das heilige Vaterunser für Christen, welche sich darüber belehren und daran erbauen wollen, in fortlaufender Erklärung und Anwendung auf Gemüth und Leben, nebst einer Zugabe einiger der beßten metrischen Paraphrasen bearbeitet" (Neustadt 1837). Das  Alterswerk "Das Papstthum und die reformatorischen Bestrebungen in der christlichen Kirche, von ihrem Uranfange bis auf Ronge und Czerski, Ein Volksbuch für Protestanten und Katholiken, welchen es um einen helleren Blick in ihre Kirche und Kirchenlehre zu tun ist" (Halberstadt, Lindequist & Schönrock 1846) (hier digitale Komplettausgabe) bemüht sich um ein gegenseitiges Verständnis der beiden großen christlichen Kirchen.

Für den Religionsunterricht erscheint "Handbuch des christlichen Religionsunterrichts für Volksschulen des evangelischen Glaubens, insbesondere für Confirmanden" (Quedlinburg, Ernst 1834). Bereits 1831 erscheint in Helmstedt (Fleckeisen) "Abriß des christlichen Religionsunterrichts für Volksschulen".

Zum Freiheitskampf der Griechen im Osmanischen Reich nimmt er Stellung mit dem Buch "Werden die türkischen Schlachtbänke noch länger von griechischem Blute rauchen? Oder soll der Erbfeind des Kreuzes die Christenheit noch länger höhnen?" (1822).

Für den Unterricht in der lateinischen Sprache schreibt Nagel "Methodische Schulgrammatik der lateinischen Sprache, auf das Selbstfinden des Schülers und gleichmäßige Beschäftigung des selbstthätigen Nachdenkens wie des Gedächtnisses berechnet, auch zum Privat- und Selbstunterricht" (Leipzig, Kollmann 1838). Für den praktischen Unterricht übersetzt er das Buch "Robinson der Jüngere" von Johann Heinrich Campe in die lateinische Sprache unter dem Titel "Robinsonius Minor" (Helmstedt, Fleckeisen 1823) (Digitale Komplettausgabe hier) Nagels Übersetzung zeichnet sich durch die Beigabe ausführlicher, fortlaufender Wortangaben und durch grammatikalische Erläuterungen aus.

Für den Deutschunterricht bestimmt sind die Werke "Über Verstandesübungen und den Unterricht in der Muttersprache, als Bildungsmittel der Erkenntniskräfte" (Magdeburg, Creutz 1824) sowie "Materialien zum Diktiren, hauptsächlich zur ersten Einschärfung der wichtigsten ethymologischen, orthographischen und stylistischen Regeln" (Helmstedt, Fleckeisen 1826).