Ein Rundgang durch die Huysburg
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Pfarrer Johannes Schirpenbach †
Klosterkirche HuysburgEinen Rundgang durch die Huysburg beginnen wir am günstigsten am großen Burgtor. Der Blick fällt durch den Torbogen auf die beiden Westtürme. Wer einen Fotoapparat bei sich hat, muß dieses Bild im Film festhalten; denn was das Auge hier sieht, ist einzigartig schön. Einen dreifachen Bogen hat dieses Tor. Vom Klosterhof aus finden wir eine Deutung dieser Dreiheit. Im Tympanon über dem Eingang sehen wir einen lateinischen Spruch in dieser Form:

saC Deo trIno trIpLICI patet absIDe porta
ter trIa fata fox proVIDa Verte trIas.

Frei übersetzt heißt das: Dir, dreieiniger Gott, geweiht steht mit dreifachem Bogen offen das Tor; o wend' ab dreifaches Unheil, du sorgsame Macht.

Zu bemerken wäre noch, daß die groß geschriebenen Buchstaben, römische Ziffern, addiert die Jahreszahl der Erbauung des Tores ergeben: 1768.

Nun sind wir auf dem Burghof. Links von der Kirche steht das Pfarrhaus. Daran schließt sich ein langes Gebäude zum Tor hin an, dessen Obergeschoß bewohnt wird von den Benediktinern und früher den Schwestern und den Angestellten des Priesterseminars. Zu ebener Erde sind die Wirtschaftsräume, Küche, Vorratsraum, Speisesaal, Heizung und Waschküche. Östlich der Kirche erhebt sich das Seminargebäude, ehemals war es das Dormitorium der Mönche. Heute beherbergt es die Wohnungen der Seminarleitung und der Alumne, ferner Bibliothek und Vorlesungsraum. Wir stehen am Eingang der Kirche. Ein kleiner Vorbau trägt in römischen Ziffern die Jahreszahl 1756. Über der Uhr am südlichen Turm ist ein Stein eingebaut, der merkwürdige Zeichen trägt. Fast alle Besucher der Huysburg wissen mit diesen geheimnisvollen Runen nichts anzufangen. Das Ganze ist eine Jahreszahl: 1487. In diesem Jahre erhielten die Türme Turmhelme.

Die Turmspitzen tragen kupferne Wetterfahnen mit den Darstellungen der Gottesmutter und des hl. Benedikt. In den Türmen hängen Glocken. Im Nordturm befindet sich eine Bronzeglocke von 1695, dem hl. Stephanus geweiht. Im Südturm läuten seit 1956 3 Hartgußglocken: St. Josef, St. Benedikt und St. Maria geweiht. Diese drei klingen im Akkord des Tedeums, alle vier zusammen intonieren das Salve Regina. Über der Vierung der Kirche steht ein schmaler, schlanker Dachreiter, der früher auch kleine Glocken trug.

Nachdem wir den Vorbau durchschritten haben, betreten wir nun die weite Halle der Kirche. An der gegenüberliegenden Wand ist eine alte Plastik zu sehen. Sie zeigt einen Engelskopf, das Reststück eines größeren Werkes der Bildhauerkunst, vielleicht ein Schmuckstück über einem Türeingang. Bei der Renovierung der Kirche im Jahre 1931 hat man dieses Stück gefunden. Man nimmt an, daß es aus der Zeit der Erbauung der Kirche, dem 11. Jahrhundert, stammt. In der westlichen Apsis steht der Taufbrunnen. Der untere Teil ist aus Sandstein, der Deckel, holzgeschnitzt, ist geschmückt mit einer Darstellung der Taufe Jesu durch Johannes. Nun wenden wir uns dem Hochaltar zu. Wir sind im Moment ergriffen von dem weiten, hohen Raum. Es fällt gleich auf, daß die Einrichtung - Altäre, Kanzel und Orgel - aus der Barockzeit stammt. Die ursprüngliche romanische Ausstattung ist unbekannt. Die 14 m hohe Decke des Hauptschiffes und des Querhauses ist mit großen Gemälden ausgestattet. Über uns ist dargestellt der Höllensturz Luzifers, der vom Erzengel Michael aus dem Himmel gestoßen wird. Das nächste Bild zeigt die Anbetung der Weisen aus dem Morgenland. Über der Vierung: die Aufnahme Mariens in den Himmel. Im Querhaus sehen wir die Verkündigung an Maria und die Botschaft an die Hirten auf dem Feld. Das große Gemälde über dem Chor stellt dar die Anbetung Christi in der Eucharistie. Die Monstranz auf dem Bilde hat eine seltene Form, die Birrform. Nach dem Bericht des ersten Pfarrers Carl van Eß wurde eine kostbare Monstranz in dieser Form zusammen mit anderen wertvollen Geräten, Kelchen etc., bei einem Raubüberfall im Pfarrhaus im Jahre 1806 entwendet. Man hat von den Wertsachen nichts wiederbekommen. Der Hauptaltar zeigt in einem großen Gemälde die Aufnahme Mariens in den Himmel. Engel tragen den Leib der Gottesmutter empor, während die Apostel staunend das leere Sterbebett betrachten. Diesem Geheimnis haben die Mönche bei der Konsekration der Kirche im Jahre 1121 das Gotteshaus geweiht. Ein Paderborner Maler mit Namen Stratmann ist Schöpfer dieses Bildes.

Gekrönt wird dieser Altar von den Gestalten der heiligen Dreifaltigkeit. Rechts der Vater mit Zepter und Erdkugel in den Händen, links der Sohn mit dem Kreuz, in der Mitte der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Rechts und links davon zwei Engel in anbetender Haltung. Hoch oben, an den Seiten, stehen die Figuren des hl. Benedikt und der hl. Scholastika. Hin und wieder hört man die Ansicht, es seien die ersten beiden Personen, die für die Huysburg von Bedeutung sind, gemeint: der erste Vorsteher der kleinen Ordensgemeinde Ekkehard und die Einsiedlerin Pia. Aber die Krummstäbe in den Händen der beiden deuten auf Benedikt und Scholastika hin.

Weiter unten stehen vier Statuen, die für die Geschichte des Klosters und des Benediktinerordens von Bedeutung sind. Da haben wir links die Figur Gregors I., der 590 von bis 604 Papst war. Er war Benediktinermönch und ist bekannt als Reformer der Liturgie. Ganz besonders hat er sich betätigt in der Pflege und Erneuerung des kirchlichen Gesanges, besonders des liturgischen Gesanges, der darum heute nach ihm Gregorianischer Choral genannt wird. Darum verstehen wir, daß er hier in der Kirche des Benediktinerordens besondere Verehrung erfuhr. Neben ihm die Gestalt des Erzmärtyrers Stephanus. In der Rechten hält er die Siegespalme des Blutzeugen, in der Linken ein Buch mit drei Steinen, den Zeichen für die Art seines gewaltsamen Todes. Stephanus ist der Patron des früheren Bistums Halberstadt. Der Hohe Dom in Halberstadt ist ihm geweiht. Auf der rechten Seite ist dargestellt die hl. Maria Magdalena, die Namenspatronin der Kirche. In ihren Händen hat sie das Salbengefäß, mit dem sie dem Herrn die Füße salbte, sowie einen Totenschädel als Zeichen ihres Büßerlebens, nachdem sie von Christus die Vergebung ihrer Sünden erhalten hatte.

Und ganz rechts eine Bischofsgestalt. Mit dieser Figur ist der Halberstädter Oberhirte Burchard II. gemeint, der im Jahre 1084 das Kloster Huysburg als Abtei bestätigte. Wenn Bucco von Halberstadt - so wird er im Volksmund genannt - von seinen Reisen heimkehrte, brachte er den Kindern der Stadt jedesmal allerlei schöne Sachen mit. So kam er in den Ruf eines Kinderfreundes, wie es in anderen Gegenden der hl. Nikolaus ist. Die Gemälde im Chorgestühl sind Werke von Frau Dr. G. Leweke aus dem Jahre 1931. Auf der Nordseite sind Frauengestalten dargestellt, die für den Orden des hl. Benedikt und für die Kirche in unserem Raum von Bedeutung sind: die hl. Scholastika, Königin Mathilde, die hl. Gertrud (siehe auch), die hl. Roswitha u. a. Gegenüber die Bilder heiliger Männer: Benedikt, Ekkehard, der erste Vorsteher des Klosters Huysburg, Bonifatius und andere Glaubensboten wie Ewald der Weiße und Ewald der Schwarze, der hl. Liborius (siehe auch), der Patron des Bistums Paderborn.

Das südliche Querhaus zeigt ein großes Epitaph, gewidmet dem 40. und bedeutendsten Abt des Klosters, Nikolaus von Zitzwitz. Sein großes Verdienst besteht darin, daß er das Kloster wieder zur Ordnung und Zucht zurückführte, Schulden abtrug und die zerstreute Bibliothek sammelte und vermehrte. Darum hat der Maler den Abt Nikolaus dargestellt als Christus, der den toten Lazarus zum Leben erweckte. So hat der Abt das heruntergekommene Kloster zu neuem Leben und zu neuer Blüte gebracht. An der Kanzel finden wir das Wappen der Huysburger Äbte. Alle Äbte hatten das gleiche Wappen, nur wechselte das Mittelstück bei jedem einzelnen. Hier an der Kanzel ist Matthias II. verewigt, Abt von 1720 bis 1733.

Der Nebenaltar im nördlichen Querhaus ist geschmückt mit den Gestalten der Apostel Petrus und Paulus. Das Altarbild zeigt die Kreuzigung Christi. Im südlichen Querhaus auf dem Altar ist das Bild der unbefleckt empfangenen Gottesmutter dargestellt, rechts und links stehen die Statuen von zwei unbekannten Äbten. Hinzuweisen ist auch auf die geschnitzten Chorschranken, die beim Offizium der Mönche geschlossen wurden, damit Besucher der Kirche den heiligen Dienst nicht störten.

Ein Blick zur Orgel ruft bei den Besuchern Staunen hervor: ein herrlicher Prospekt, geziert mit musizierenden Engeln. Das Orgelwerk selbst hatte im Laufe der Jahre und durch mehrere Umbauten so gelitten, daß 1983 eine ganz neue mechanische Orgel erbaut werden mußte. Der Firma Eule Bautzen ist hier ein Meisterwerk ersten Ranges gelungen (CD mit weihnachtlicher Musik).

Im nördlichen Querhaus befindet sich die Ruhestätte des ersten Vorstehers der kleinen Klostergemeinde, Ekkehard (siehe auch Ekard)und seines Freundes Thizelinus. Die gotische Grabplatte ist zerbrochen. In den Bauernkriegen wurde der Bleisarg herausgenommen und dabei die Platte beschädigt. Carl van Eß, der letzte Prior und erste Pfarrer von Huysburg, berichtet in seiner Chronik, daß die Mönche kurz vor Aufhebung des Klosters im Jahre 1806 das Grab geöffnet und die Gebeine der beiden Genannten vorgefunden haben. Neben dieser Grabstelle befinden sich noch weitere Grabplatten von Äbten aus den letzten Jahrzehnten vor der Aufhebung des Klosters.

Wir gehen nun noch in die Nebenkapelle, die bis vor einiger Zeit als Sakristei diente. Dort sehen wir eine große Madonnenfigur, die "Muttergottes vom Huy". Die Figur ist eine Kopie, das Original steht im Eingang des Paderborner Domes. Es ist eine Steinskulptur aus dem 13. Jahrhundert. Seit 1959 steht die Madonna in der Huysburger Kirche. Sie wurde geweiht anläßlich einer großen Wallfahrt, an der mehr als 22000 Gläubige teilnahmen. 1951 begann eine Wallfahrtsbewegung zum Huy. Als Wallfahrtsplatz dient ein großer Teil des fast ein Hektar großen Pfarrgartens. Seit 1952 bis 1994 befindet sich in einem Teil der alten Klostergebäude das Priesterseminar, in dem die Theologiestudentcn ihre letzte, praktische Ausbildung erhalten, ehe sie geweiht und in die Gemeinden gesandt werden.

Die Benediktinermönche haben die seit 1804 unterbrochene Tradition 1972 wiederaufleben lassen (Übersicht aller Benediktinerklöster in Deutschlend). Sie bilden einen kleinen Konvent, und wir hoffen, daß die Huysburg wieder den Geist des hl. Benedikt in die nahe und weite Umgebung ausstrahlen wird. (Mehr über Benediktiner und Benediktinerinnen; Die Benediktusregel)

Viel Fremdenverkehr gibt es auf der Huysburg. An Sonn- und Feiertagen, besonders bei schönem Wetter, strömen die Menschen von nah und fern in den Huy, um Entspannung zu suchen. Die meisten machen auch einen Besuch in der Kirche. Wir wünschcn, daß jedem von ihnen ein Ahnen aufgeht von der Größe einer vergangenen Zeit, die Gott und der Gottesmutter vor Jahrhunderten diese erhabene Gottesburg erbaute.